Héctor Guimard – dieser Name ist nicht vielen Menschen geläufig, sein Werk hingegen kennt fast jeder. Er ist der Schöpfer der markant geschwungenen Pariser U-Bahn-Abgänge im Art-Nouveau-Stil. Guimard wurde 1867 in Lyon geboren und verstarb 1942 in New York.
Die berühmten Eisenkonstruktionen des Architekten sollten die französische Hauptstadt für die Weltausstellung 1900 aufhübschen. Es gibt sie in unterschiedlichen Ausführungen. Am häufigsten ist die einfache, offene Gestaltung, der geniale Designer entwarf aber auch eine überdachte Version, die sich fast pagodenförmig präsentiert. Diese Bauart, auch Typ B genannt, ist nur noch an der Porte Dauphine (Ausgang Boulevard de l‘Amiral Bruix) zu sehen. Eine Sonderbauform steht am U-Bahnhof Châtelet als Replik, sie wurde seinerzeit für den Gare de Lyon konstruiert.
Von 1899 bis 1903 lieferte Guimard exklusiv die Entwürfe inklusive Schrift für die Betreibergesellschaft der U-Bahn. Nach Streitigkeiten und Kritik an seinen neuartigen Designs zog man auch andere Architekten heran. Guimards Entwürfe durften weiterhin verwendet werden, allerdings stellte er seine aktive Mitwirkung ein. 86 der noch existierenden Guimard-Abgänge stehen seit 1978 unter Denkmalschutz. Insgesamt umfasst das Pariser Netz über 300 Stationen, meist mit mehreren Zugängen.

geschlossener Typ B


aber überdachter Abgang
Neben der Arbeit für die Métro war der Architekt auch als Planer von Wohnhäusern sehr gefragt. Er betrachtete seine Bauten als eine Art Gesamtkunstwerk. Besonders nach einer Belgien-Reise, wo er den „Jugendstil-Papst“ Victor Horta traf, wurden ihm Details sehr wichtig. Nicht nur Fassaden schmückte er kunstvoll aus, er bekannte sich zur Einheit von äußerer und innerer Gestaltung. Für sein erstes Parade-Bauwerk, das Castel Béranger (14 rue Jean de la Fontaine), entwarf er auch Tapeten, Wandverkleidungen und Gusseisen-Öfen, später designte er u.a. Vasen, Flakons und Lampenschirme.

Als ein regelrechter Art-Nouveau-Hype ausbrach, konnte Guimard sich vor Aufträgen kaum retten. 1903 wurden seine Arbeiten anlässlich einer internationalen Ausstellung im Grand Palais als „style Guimard“ präsentiert. Sechs Jahre später ehelichte der Architekt Im reifen Alter von 42 Jahren die New Yorker Malerin Adeline Oppenheim. Die beiden ließen das Haus Nummer 122 auf der Avenue Mozart (Bild) errichten, bis zum Silberbesteck trug jedes Design am und im Gebäude die Handschrift der Hauseigentümer. Die Fassade zeichnet sich durch Asymmetrien und geschwungene, florale Elemente an den Fenster- und Türeinrahmungen sowie an den Gusseisen-Balkonen aus.
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs brachte zahlreiche Projekte zum Scheitern. Außerdem kam der Art-Nouveau-Stil langsam außer Mode, die typisch floralen Schlingen wurden als „Nudelstil“ abqualifiziert. Auch Guimards Karriere stagnierte, zudem waren seine anspruchsvollen Entwürfe teuer in der Ausführung und nur für eine kleine Kundenschicht finanzierbar. Seine Versuche, leistbare Standards zu entwickeln, scheiterten wiederum an seinen eigenen Ansprüchen. 1938 verließ das Ehepaar angesichts der drohenden Ausbreitung des Nationalsozialismus Europa und ließ sich in New York nieder, wo Héctor Guimard 1942 verstarb.
Quellen: Wikipedia, L’art nouveau, Cercle Guimard, Ville de Paris